Schon seit einiger Zeit wird das Thema „Agilität“ hoch aufgehängt, ja sogar als Lösung vieler Projekte angesehen, die in der Vergangenheit nicht gut gelaufen sind. Doch führt Agilität wirklich dazu, dass zukünftig alle Projekte besser laufen?
Meine Antwort lautet nein! Agilität führt nicht dazu, dass jedes Projekt besser durchgeführt wird.
Es kommt – wie immer bei organisatorischen Themen – auf die spezifische Fragestellung an.
Wenn die Anforderungen zu Beginn eines Projektes und auch während des Projektverlaufs sehr unspezifisch sind und auch die Technologie, mit der die Lösung entwickelt werden soll, sehr unsicher ist, dann bietet sich ein agiles Vorgehen an.
Es wird während der Laufzeit des Projektes ein hoher Abstimmungsaufwand erforderlich sein, weil Prototypen gebaut werden, welche wieder verworfen werden und auch Kunden in regel- und auch unregelmäßigen Abständen Änderungswünsche haben.
Von der Methodik bietet es sich im Rahmen einer Customer Journey zunächst an, ein Minimum Viable Product (MVP) zu entwerfen und Anforderungen in Form von groben User-Stories zu entwerfen. Auch Modellierungstechniken, um den Prozessfluss zu visualisieren, sollten eher pragmatisch gewählt. Hier reicht meist ein Use-Case-Diagramm oder ein SIPOC.
Bewegen wir uns im klassischen Umfeld, dann macht der Kunde klare Vorgaben, wo er mit seinen Anforderungen später lösungstechnisch landen möchte.
In diesem Fall sollten wir Anforderungen sehr explizit formulieren, z.B. mit einem Schema für funktionale und nicht funktionale Anforderungen. Auch der Prozess sollte, z.B. mittel BPMN, sehr konkret abgebildet werden.
Der Detaillierungsgrad im klassischen Vorgehen ist gerechtfertigt, da der Lösungsweg recht greifbar ist. Ferner sind feingliedrige Ausarbeitungen auch notwendig, um nichts Relevantes zu vergessen und die Entwickler der Lösung inhaltlich sehr gut abzuholen. Im agilen Bereich steht eher “Grobes” im Vordergrund, da das Zielbild wesentlich unklarer ist und sich auch noch zwischenzeitlich ändern kann. Hier ist Flexibilität gefragt, die allerdings sehr viel kommunikativen Abstimmungsaufwand erfordert.
Somit lässt sich nicht sagen, dass ein agiles Vorgehen schneller und gewinnbringender ist als ein klassisches Vorgehen. Wichtig ist, die Parameter zu berücksichtigen, die ein Projekt in Richtung agiler oder klassischer Durchführung legitimieren.
Viele klassische Vorhaben scheinen wohl eher daran zu scheitern, dass das eigentliche Ziel nicht klar ist und zu wenig Zeit in die Anwendung der passenden Methodik und Planung gesteckt wird. Das kann auch nicht durch die einfache Umstellung auf Agilität gelöst werden. Denn auch hier sind Planung und die saubere Anwendung der Methodik essenziell. Vielmehr sind klassisches und agiles Vorgehen gleichberechtigt und sollten je nach Ausgangslage angewendet werden.
Mehr zu den Unterschieden zwischen agilem und klassischem Vorgehen erfahren Sie in unseren Seminaren.
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