ZERTIFIZIERUNGEN (nicht nur) IN BUSINESS ANALYSE UND REQUIREMENTS ENGINEERING (Teil 2)

Im ersten Teil haben wir uns die Pro- und Contra-Argumente einer Personenzertifizierung angeschaut. Diese Argumente gelten für Zertifikate rund um Anforderungen (Business-Analyse, Requirements Engineering) und lassen sich auch für andere Wissensgebiete bzw. Themenfelder nutzen.

In diesem Blog-Artikel betrachten wir Kriterien, anhand derer ich die richtige Zertifizierung auswählen kann. Auch hier gilt: im Kern geht es um Zertifikate zu BA und RE, die Kriterien lassen sich allerdings auch auf andere Themen bzw. Berufsbilder übertragen.

Kriterien

Folgende Kriterien sollte man beachten:

  • Seit wann gibt es die Organisation? Und seit wann gibt sie Zertifikate heraus?
    Gibt es einen Anbieter bereits länger, schafft dies typischerweise mehr Vertrauen und lässt erwarten, dass „mein“ Zertifikat auch künftig gültig und anerkannt ist.
  • Eine ähnliche Überlegung gilt für die Anzahl der Zertifizierten.
    Falls es Hunderte oder Tausende Zertifikatsträger gibt, ist das typischerweise vertrauenswürdig. Allerding gibt es zumindest drei Punkte zu beachten. Zum einen haben Zertifikate einen Vorteil, die bereits seit Jahren oder sogar Jahrzehnten angeboten werden – sie hatten mehr Zeit, auf eine größere Zahl von Zertifizierten zu kommen. Zum anderen können weltweite Zertifikate natürlich mehr Personen erreichen als z. B. Zertifikate, die „nur“ im DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) angeboten werden. Zum dritten unterscheiden sich die Voraussetzungen und damit die Anzahl der Personen, die für eine Zertifizierung infrage kommen (vgl. nächstes Kriterium).
  • Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um zur Prüfung zugelassen zu werden?
    Dies ist bei den verschiedenen Zertifikaten unterschiedlich geregelt. Die Spannbreite reicht von keine Voraussetzungen bis zu einer Liste mit mehreren Voraussetzungen (darunter oft eine vorgeschriebene Praxiserfahrung von x Jahren). Details dazu in Teil 3 dieser Serie von Blog-Artikeln.
  • Welche Kosten fallen an?
    Auch hier ist es von Zertifikat zu Zertifikat unterschiedlich. Die Spannbreite der Prüfungsgebühren liegt ungefähr bei 300 € bis 600 €.
  • Wer zahlt?
    Zahlt mein Arbeitgeber oder zahle ich die Prüfungsgebühren selbst? Manche Arbeitgeber erwarten, dass sich ihre Mitarbeiter:innen zertifizieren, und übernehmen daher die Kosten.
    Andere Unternehmen sehen das kritisch, da die zertifizierte Person auch für andere Arbeitgeber interessant(er) wird. Eine Möglichkeit bietet hier die sogenannte Rückzahlungsvereinbarung mit einer Bindungsdauer: der Arbeitgeber übernimmt die Kosten; sollte der Arbeitnehmer allerdings im vereinbarten Zeitraum kündigen, muss er die Kosten an den Arbeitgeber erstatten.
  • Welche Inhalte hat die Prüfung?
    Für die meisten Zertifizierungen gibt es ein Buch bzw. Dokument, in dem der Prüfungsstoff hinterlegt ist. Die gute Nachricht: man kann nachlesen, nachschlagen und lernen.
    Die andere Nachricht ist allerdings: jede Organisation setzt auf einen eigenen Prüfungsstoff. Natürlich ähneln sich Begrifflichkeiten und Inhalten; aber es gibt genügend Unterschiede. Daher kann man nicht erwarten, einmal Inhalte zu lernen und damit Prüfungen bei unterschiedlichen Organisationen bestehen zu können.
  • Wie lange ist das Zertifikat gültig?
    Viele Zertifizierungen sind befristet gültig, in der Regel drei Jahre. Nach drei Jahren gibt es zwar keine erneute Prüfung. Aber als zertifizierte Person muss ich typischerweise nachweisen, dass ich weiterhin im Themengebiet (z. B. Business-Analyse oder Requirements Engineering) tätig war (und nicht z. B. ins reine Projektmanagement wechselte).
    Diese Rezertifizierung ist mit etwas Aufwand verbunden, da es gilt, die geforderten Formalien einzuhalten und ggf. Nachweise beizubringen. Die Rezertifizierung kostet zwischen 100 € und 200 €.
    Einige Zertifikate kommen ohne Rezertifizierung aus und sind unbefristet gültig. Auch dazu mehr in Teil 3.
    Eine Rezertifizierung scheint erstmal weit weg zu sein. Allerdings empfehle ich, sich gleich eine Erinnerung zu setzen, z. B. im Kalender oder der To-Do-Liste. Es ist sinnvoll, diese Erinnerung nicht auf genau 3 Jahre, sondern z. B. auf 2 Jahre und 10 Monate zu setzen, um etwas Vorlauf zu haben und die Rezertifizierung gut vorzubereiten und absolvieren zu können.
  • Welcher Art ist die Prüfung?
    Viele Prüfungen sind als Test ausgelegt. Oft wird von Multiple-Choice-Fragen gesprochen. Genauer wäre allerdings für viele Prüfungen der Begriff Single-Choice-Fragen: zu einer Frage gibt es vier Antwortmöglichkeiten, von denen genau eine richtig ist.
    Es gibt allerdings auch Zertifizierungen mit „echtem“ Multiple-Choice-Test: bei einer Frage sind z. B. zwei aus fünf Antworten richtig oder zu einer Frage werden mehrere Aussagen aufgeführt, die jeweils als richtig oder als falsch zu kennzeichnen sind.
    Die Prüfungsbedingungen geben normalerweise die Art der Fragen an. Dadurch kann (und sollte) ich mich als Prüfling im Vorfeld darauf einstellen.
  • In welcher Sprache ist die Prüfung abzulegen?
    Die allermeisten Zertifikate sind in Englisch verfügbar. Bei den Organisationen, die ihren Sitz im DACH-Raum haben, kommt meistens Deutsch als Alternative dazu.
    Für Personen, die fließend englisch sprechen, mag die Wahl egal sein. Allerdings sollte man nicht unterschätzen, dass es in den Fragen teilweise auf Formulierungen bzw. Nuancen ankommt, die sich als Muttersprachler leichter identifizieren lassen.

Prüfungsvorbereitung und Trainings

Du kannst Dich selbst auf die Prüfung vorbereiten. Oder Du lässt Dich professionell unterstützten, um bestens vorbereitet zu sein. Wir bieten Dir spezielle Prüfungsvorbereitungen an. Etwas mehr dazu in Teil 3 dieser Serie oder gleich jetzt über unseren Seminar-Schnellfinder.

Ausblick

Die Zertifikate folgender Organisationen schauen wir uns beim nächsten Mal an (in alphabetischer Reihenfolge):

  • ibo Akademie, Deutschland
  • IIBA (International Institute of Business Analysis), Kanada
  • IOM (Institut für Organisation und Management an der Steinbeis-Hochschule), Deutschland
  • IREB (International Requirements Engineering Board), Deutschland
  • PMI (Project Management Institute), USA

Wir betrachten nicht nur die Anbieter mit ihren Zertifikaten, sondern auch die jeweiligen Voraussetzungen und Kosten, den Verbreitungsgrad der Zertifikate und einiges mehr.

Rückblick

Im ersten Teil haben wir uns die Pros und Contras angeschaut, die für bzw. gegen eine Personenzertifizierung sprechen.

Ausblick

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