Business Analyse Buch

Entscheidungsfindung mittels Bewertung – Blink 10 zu „Organisation und Business Analysis“

Entscheidungen müssen her – sonst geht es nicht weiter. Das gilt im beruflichen Umfeld wie im Privaten. Klar, wir schauen in diesem Blink, welche Tools Entscheidungen im beruflichen Umfeld ermöglichen.

Ein Sachbuch in 15 min zusammenfassen. Das ermöglichen Blinks.
Im letzten Blink (#9) haben wir gesehen, wie Lösungsentwürfe aus Anforderungen (Blink #8) entwickelt werden. In diesem Blink sollen diese Lösungsvarianten bewertet werden.

In Bewertungen fließen quantitative und qualitative Kriterien ein. Obwohl Bewertungen immer subjektiv sind, sollten einseitige sub­jektive Verzerrungen durch die Beteiligung wichtiger Stakeholder be­grenzt werden. Als Mindestanforderung an seriöse Bewertungen gilt, dass sie transparent und damit nachvollziehbar sein sollen.

Folgende Techniken unterstützen bei transparenten und nachvollziehbaren Bewertungen zur Entscheidungsfindung:

  • Vorprüfung
  • Wirtschaftlichkeitsrechnungen (Kostenvergleich, Gewinn- und Rentabilitätsvergleich, Barwertmethode, Amortisationszeit)
  • Verbale Bewertung
  • Nutzwertanalyse
  • Kosten-Wirksamkeits-Analyse (Kosten-Nutzen-Analyse)
  • Visuelle Bewertung mittels Netzgrafik
  • Sammlung negativer Auswirkungen und Absicherung der Lösung

Vorprüfung

Bevor Varianten in einer systematischen Bewertung einander gegenübergestellt wer­den, ist es zweckmäßig, sie einer Vorprüfung zu unterziehen. Es soll nämlich verhindert werden, dass nicht-funktionstüchtige Varianten in die Bewer­tungsphase gelangen. Verbesserungsfähige Varianten sollen eine Chance zur Verbesse­rung erhalten.

Wirtschaftlichkeitsrechnungen

Mehrere Wirtschaftlichkeitsrechnungen sind möglich.

Kostenvergleiche sind rechnerische Gegenüberstellungen der Gesamt- oder Stückkosten mehrerer zur Auswahl stehender Lösungen.

Bei einer Rentabilitätsvergleichsrechnung wird der Gewinn dem für die Variante not­wendigen Kapitaleinsatz gegenübergestellt. Voraussetzungen für diese Rentabilitätsvergleichsrechnung und eine Gewinnvergleichsrechnung sind isolier­bare, d. h. den einzelnen Varianten zurechenbare Leistungen und ihre Bewertung in Geldeinheiten (Erlöse). Diese Bedingungen liegen bei organisatorischen Lösungen recht selten vor.

Im Rahmen der Investitionsrechnungen ist ein wichtiges Verfahren die Barwertmethode. Sie berücksichtigt die unterschiedlichen Zeitpunkte, zu denen Ausgaben und Einnahmen anfallen. Je früher eine Ausgabe fällig ist, desto ‚teurer’ ist sie, da die benötigten Mittel gebunden sind und nicht anderweitig rentabel eingesetzt werden können. Je später eine Ausgabe fällig wird, desto geringer ist ihr Wert zu einem früheren Zeitpunkt anzusetzen – die Mittel können in der Zwischenzeit gewinnbringend anderweitig eingesetzt werden. Umgekehrtes gilt für Einnahmen.
Die unterschiedlichen Zeitpunkte der Fälligkeit von Einnahmen und Ausgaben können durch eine Abzinsung (Diskontierung) berücksichtigt werden. Dazu wird ein bestimmter – alternativ zu erreichender – Zinssatz festgelegt, um den zukünftige Werte vermindert werden.

Manche Entscheider beurteilen, wie lange es dauert, bis eine Investition die mit ihr verbundenen Ausgaben über Erlöse oder über Kostensenkungen wieder ‚verdient‘ hat. Projekte werden z. B. nur genehmigt, wenn die prognostizierte Payback Period kleiner/gleich 3 Jahre ist. In dem Augenblick, in dem die Einsparungen die Kosten erreichen, wird auch vom Break-even-Punkt gesprochen. Dieser Punkt gibt den Amortisationszeitpunkt wieder.

Verbale Bewertung

Bei diesem Bewertungsverfahren werden für jede Variante deren Vorteils– und Nachteilsargumente benannt. Häufig geschieht das tabellarisch mit Stichpunkten.

Die verbale Bewertung verletzt allerdings die Grundregel der Transparenz und Nachvollzieh­barkeit von Bewertungen. Denn diese lassen sich nahezu beliebig aufgegliedern oder verdichten. Allein über die Anzahl kann eine Variante favorisiert werden. Das Verfahren macht eine Manipulation auch deswegen so leicht, weil aus der Dar­stellung nicht ersichtlich wird, welches Gewicht ein Vorteils- oder Nachteilsargument hat.

Nutzwertanalyse

In der Nutzwertanalyse wird ein vergleichbares Beurteilungsmaß – ein Punktwert – für alle bewerteten Varianten ermittelt. Dieser Punktwert ist eine kompakte Kennzahl für die Vorteilhaftigkeit – den Nutzen – einer Variante.

Dazu wird jede Variante den gewichteten Zielen (vgl. Blink 5) gegenübergestellt und bewertet. Für die Zielerreichung werden 0 bis maxi­mal 10 Punkte vergeben. Aus der Multiplikation der Gewichte mit den Punkten und der anschließenden Addition dieser Produkte ergibt sich der Nutzwert.

Kosten-Wirksamkeits-Analyse (Kosten-Nutzen-Analyse)

In der Kosten-Wirksamkeits-Analyse werden zwei Werte je Lösungsvari­ante ermittelt: Kosten je Periode und Nutzen (gemäß Nutzwertanalyse).

Die Kosten wer­den entweder rechnerisch mit dem Nutzen verglichen (Kosten je Punkt) oder grafisch in einem Koordinatensystem den Punktwerten gegenübergestellt. Ausgedrückt wird dadurch der finanziellen Aufwand für einen Qualitäts- bzw. Nutzenpunkt. Diesen Wert kann man auch als Preis-Leistungs-Ver­hältnis bezeichnen.

Visuelle Bewertung mittels Netzgrafik

Die Netzgrafik ist eine einfache und relativ transparente Form zur Darstellung einer Bewertung. Für jedes Ziel wird ein gleichlanger Strahl von einem Zentrum aus geführt, der in fünf oder zehn Segmente unterteilt ist. Je dichter ein Wert auf diesem Strahl beim Zentrum liegt, desto schlechter ist die Zielerreichung. Für jede Variante werden dann auf den Zielskalen die jeweiligen Werte eingetragen, markiert und miteinander verbunden. Die dabei entstehenden unregelmäßigen Gebilde (unsymmetrische Spinnweben) geben zumindest einen schnellen Überblick über die wesentlichen Stärken und Schwächen einer Variante und über ihre relative Position zu den übrigen betrachteten Lösungsmöglichkeiten.

Sammlung negativer Auswirkungen und Absicherung der Lösung

Nach der Bewertung der Varianten empfiehlt es sich, deren – potenzielle – negative Auswirkun­gen zu ermitteln. Dieser zusätzliche Prüfvorgang ist schon deswegen sinnvoll, weil bei der Bewertung zwar der Zielerreichungsgrad, weniger aber mög­liche oder wahrscheinliche Nachteile für einzelne Ziele beachtet wer­den. Außerdem kann so glaubwürdig die Seriosität der Entscheidungsvorbereitung demonstriert werden.

Ausblick

So viel zu diesem Blink. Es geht weiter mit Blink 11 zu Techniken der Aufbauorganisation.

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Rückblick

Nach einem Überblick zum Buch „Organisation und Business Analysis – Methoden und Techniken“ wird im ersten Blink das erste Kapitel „Grundlagen“ zusammengefasst.
Das zweite Blink erläutert Methoden, die ein Projekt oder Vorhaben in zeitlicher Hinsicht strukturieren.
Das dritte Blink betrachtet das Systemdenken, das zur inhaltlichen Strukturierung eines Projekts beiträgt.
Das vierte Blink befasst sich mit den besonderen organisatorischen Vorkehrungen Projektmanagement, da Projekte normalerweise in ihrer konkreten Form einmalig sind.
Im fünften Blink geht es um Auftragserteilung – Was wird von mir erwartet und wie „laufe“ ich zielgerichtet los?
Das sechste Blink trägt den Titel „Ermittlung leicht gemacht“: Wie kann ich – insbesondere für den Istzustand – die notwendigen Informationen erheben?
Das siebte Blink widmet sich der Analyse. Analysiert hat wahrscheinlich schon jeder von uns. Aber systematisch und vollständig?
Das achte Blink dreht sich um Anforderungsermittlung: Wie lassen sich aus den Ergebnissen der vorhergehenden Schritte Anforderungen ableiten?
Im neunten Blink haben wir gesehen, wie Lösungsentwürfe aus Anforderungen entwickelt werden.

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